Stamm Rhens
Der Anfang:
Der Krieg war gerade ein Jahr vorbei, und das Leben hatte sich den Umständen entsprechend unter der französischen Besatzung normalisiert, als ein Brief aus Trier in Rhens eintraf. Man bat den damaligen Pastor Weber, nach Möglichkeiten zur Gründung einer Jugendgruppe zu suchen Solche Jugendgruppen sollten in der ganzen Diözese entstehen, um den Jugendlichen eine sinnvolle Freizeitgestaltung unter verantwortlicher Leitung zu ermöglichen. Über Pastor Weber erfuhr Herr Joseph Sopart von diesem Vorhaben. Damit war die Idee an den Mann gebracht, der für ihre Verwirklichung denkbar gute Voraussetzungen aufweisen konnte. Denn der gebürtige Schlesier, der 1925 als 19jähriger nach Rhens gekommen war, hatte Erfahrungen mit der Jugendarbeit. Schon 5 Jahre vorher war er in seiner Heimat Pfadfinder geworden, und so war für ihn das Wort Jugendgruppe gleichbedeutend mit Pfadfinderstamm. Aber Pfadfinder tragen Abzeichen und Kluft, um auch in der Öffentlichkeit ihr zu zeigen, und beides, wie auch die Bezeichnung "Pfadfinder", war von der französischen Besatzungsmacht verboten worden. Denn deutsche Uniformen, gleich welchen Zuschnitts, galten unmittelbar nach Kriegsende als Sinnbild des Militarismus und des Krieges. Das man gerade die Pfadfinder, die im "Dritten Reich" verboten und der Verfolgung ausgesetzt waren, damit besonders ungerecht traf, dafür hatten die Besatzungsmächte zu dieser Zeit noch kein Gespür. So wurden die ersten Anträge auf Zulassung einer Pfadfindergruppe abgelehnt. Der dritte Antrag hatte dann Erfolg, nachdem die französische Kommandantur einen neuen Chef bekommen hatte. Zwar blieben Lilie und Kluft weiterhin verboten, die Rhenser Pfadfindergruppe aber, an deren Gründung unter Leitung von Joseph Sopart neben anderen Hans Altenhofen, Josef Hommer, Hans Ott, Georg Müller, Hans Sopart, Anton Vogt und Hans Vogt beteiligt waren, konnten sich jetzt auch Pfadfinder nennen.
Heimkehr aus dem Pfingstlager 1953
v.l.: Willi Botter, Leo Schüller, Fred Schneider, Horst Karb, Hans Ott, Josef Forneck
Bild gemacht von Werner Altenhofen
Der Stamm zählte etwa 25 Jungen im Alter von 15 bis 18 Jahren. Im Sommer bereitete die Durchführung der Heimstunden, neben den Lagern Kernstück pfadfinderischer Arbeit, kein Kopfzerbrechen denn im Freien war man gut aufgehoben. Schwieriger war es im Winter, aber auch das war kein unüberwindliches Hindernis. Man benutzte die Räume des evangelischen Gemeindezentrums oder wich gelegentlich in Gasthausräume aus. Schon ein Jahr nach der Gründung zählte der Stamm 40 bis 50 Mitglieder und man traute sich die Durchführung eines Sommerlagers zu. Etwa 45 Jungen nahmen 1947 am ersten Sommerlager des Stammes Rhens teil. Für vier Wochen hatte man sich in einer alten Jagdhütte in Perscheid/Hunsrück eingerichtet. Noch im selben Jahr ging man daran, das Pfadfinderheim im Pfarrhausgarten herzurichten. Zwei Jahre später dann, nachdem die 1948 kurzfristig eingegangene Verbindung mit der KaJu wieder aufgelöst worden war ging es wieder ins Sommerlager. Unter Leitung von Wolfgang Scherhag, der inzwischen die Stammesleitung übernommen hatte, konnte der Stamm Rhens in den damals grünen selbstgenähten und gefärbten Hemden mit etwa 50 Teilnehmern die Zelte zum Sommerlager in Beulich/Hunsrück aufschlagen. Die französischen Behörden hatten 1948 endlich das Tragen der Kluft genehmigt. Man schlief damals in Vier-Mann-Zelten oder behalf sich mit Regenplanen. Gekocht wurde am Dreibaum auf Holzfeuern und bei der leihweisen Beschaffung fehlenden Materials war der privaten Initiative keine Grenzen gesetzt. Noch im selben Jahr unternahmen dann die Gruppenführer eine 14-tägige Fahrradtour durch den Schwarzwald, die sie unter anderem an den Titisee führte.Am 8. Dezember 1952 konnten Kurat Pastor Hansen und Stammesführer Heinrich Theis 25 Rhenser Pfadfindern in der Pfarrkirche des Pfadfinderversprechen abnehmen.
Osterfahrt zur Burg Stahleck 1964
Vorne von links: Wilfred Hunder, Edgar Schüller, Norbert Klimmek, Peter Altenhofen, Fred Meurer, Manfred Jungenbluth, Helmut Graeff
Hinten von links Alex Bergmann, Karl Heinz Thelen, Manfred Spengler, Horst Breidbach